Der Begriff „Weltraumwetter“ beschreibt die veränderlichen Bedingungen im erdnahen Weltraum, die technische Systeme im Weltraum und auf der Erde beeinträchtigen können. Die Hauptursache von Störungen unseres Weltraumwetters sind energetische Ausbrüche von der Sonne. Das Observatorium Kanzelhöhe für Sonnen- und Umweltforschung der Universität Graz führt regelmäßige, hochqualitative Beobachtungen der Sonne durch.

Mittels automatisierter Bilderkennungsmethoden werden Strahlungsausbrüchen in Echtzeit in den Beobachtungsdaten detektiert und Warnmeldungen ausgesandt. Das Observatorium Kanzelhöhe ist die österreichische Vertretung im internationalen ISES Weltraumwetter-Netzwerk und die europäische Kernstation zur Sonnenbeobachtung im Rahmen des SSA Weltraumwetter-Programms der Europäischen Weltraumbehörde ESA.

Was geschah mit dem koronalen Massenauswurf vom 7.1.2014?

Der koronale Massenauswurf welcher am 7. Jänner 2014 von der Sonne ausging war bei seiner Ankunft an der Erde am 9. Jänner 2014 gegen 20 Uhr um einiges schwächer als erwartet. Warum? Das fragen sich nicht nur die ExpertInnen. Eine kurze Analyse. 

Das Bild oben, eine Aufnahme des NASA Satelliten SDO zeigt die uns sichtbare Seite der Sonne im Licht des extremen Ultraviolett. Die aktive Region welche den CME (koronaler Massenauswurf - engl. coronal mass ejection) produzierte kann zentral auf der Sonnenscheibe beobachtet werden. CMEs breiten sich radial, dh gerade nach aussen von der Sonnenkugel weg, wodurch wir erwarteten dass sich der CME vom 7. Jänner Richtung Erde bewegen würde. Seine Geschwindigkeit wurde auf über 2000 km/s (mehr als 7 Millionen km/h!) berechnet und Modellrechnungen der UNIGRAZ zeigten bei der Erde eine Aufprallgeschwindigkeit von ca. 800 km/s (knapp 3 Millionen km/h).

Aktuellen Messungen zufolge wurden jedoch nicht mehr als 500 km/s beobachtet. Bei genauerem Betrachten der Sonne können wir dies erklären. Wir erkennen in der Nähe der aktiven Region ein koronales Loch. Koronale Löcher sind Gebiete auf der Sonne welche Quellen schneller Sonnenwindströme darstellen. Wissenschaftliche Ergebnisse haben gezeigt dass dieser schnelle Sonnenwind in der Lage ist einen CME von seiner ursprünglichen Richtung abzulenken. Wir gehen davon aus dass uns durch diese Ablenkung nur der Randbereich des CME getroffen hat welcher sich mit geringerer Geschwindigkeit auf uns zu bewegt hat. Dies ist im unteren Bild illustriert. 

(Manuela Temmer)

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